In den ersten Monaten nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 änderte sich für die deutsche Zivilbevölkerung zunächst wenig: Die meisten Deutschen waren optimistisch und dachten, dass es sich nur um einen kurzen Waffengang handeln würde.
Mit dem Jahre 1915 begann die Euphorie zu schwinden und die bereits im Herbst 1914 offenbar gewordenen Rohstoffengpässe wurden nun spürbar. Der Staat reagierte mit Eingriffen in die Rohstoffversorgung zugunsten der Rüstungsindustrie. Die Seeblockade durch Großbritannien und das Handelsembargo der USA brachte auch den überseeischen Export Deutschlands zum Erliegen.
Der Puppenfabrikant Carl Hoffmeister bekam diese indirekten Kriegseinwirkungen bald zu spüren. Es wurde immer schwieriger, geeignetes Leder für Puppen zu beschaffen und für deren Absatz zu sorgen. Carl Hoffmeister sah ein, dass sein Geschäft für seinen Sohn keine Perspektive bot.
Im Winter 1915 wurde Dr. Ernst Zinner, Astronom an der Dr. Remeis-Sternwarte in Bamberg, als Soldat eingezogen. Der Direktor der Sternwarte, Professor Ernst Hartwig, brauchte nicht lange nach einer Vertretung für seinen Mitarbeiter zu suchen. Seit einem Jahr kannte er Cuno Hoffmeister und war von seinem wissenschaftlichen Talent und seiner Ernsthaftigkeit überzeugt.
Ab dem 1. April 1915 war Cuno Hoffmeister, der wegen eines Herzleidens ausgemustert war, in Bamberg und konnte bis zum Kriegsende 1918 an der Sternwarte als stellvertretender Assistent arbeiten.
Dr. Remeis-Sternwarte im November 1915
Cuno Hoffmeister bei seiner Arbeit
Beim Ablesen der meteorologischen Instrumente
… und bei der Bestimmung der Zeit am Durchgangsfernrohr.
In Bamberg war Cuno Hoffmeister u. a. an der Zusammenstellung der „Geschichte und Literatur des Lichtwechsels der Veränderlichen Sterne“ (GuL) beteiligt. In diesem auch heute noch mit großem Gewinn nutzbaren Katalogwerk wurden alle wichtigen Parameter der damals bekannten Veränderlichen verzeichnet. Hoffmeister ärgerte sich immer besonders dann, wenn über die Art der Helligkeitsänderung noch nichts bekannt war. Er selbst sorgte für Abhilfe, indem er mit den beiden großen Bamberger Linsenfernrohren den Helligkeitsverlauf dieser Sterne untersuchte. Oftmals fand er so die Ursache für die Helligkeitsänderungen.
Beobachtungen am 260mm-Refraktor von Schroeter
… und am 150mm-Kometensucher.
Auswertungsarbeiten am Schreibtisch
Trotz seiner erfolgreichen Arbeit war sich Cuno Hoffmeister der Tatsache bewusst, dass mit dem Kriegsende seine Zeit in Bamberg zu Ende gehen würde.
Da ihm aus damaliger Sicht eine akademische Laufbahn wegen des fehlenden Abiturs und des zu knappen Geldes unerreichbar war, plante er zielstrebig an der Errichtung einer kleinen Privatsternwarte. Seinen Lebensunterhalt wollte er künftig als Kaufmann erwirtschaften.
Für seine Sternwarte benötigte er dringend ein möglichst großes Fernrohr, damit er in Sonneberg die in Bamberg begonnenen Beobachtungen sinnvoll fortsetzen konnte. Vor allem durch publizistische Arbeiten und durch Hunger konnte C. Hoffmeister die benötigte Geldsumme zusammentragen.
Zugleich betrieb Cuno Hoffmeister eifrige Selbststudien, um die für das Abitur benötigten Kenntnisse zu erlangen. Ein regulärer Schulbesuch war ihm neben seiner Arbeit in Bamberg aus schulrechtlichen Gründen nicht möglich.
Nach der Kapitulation Deutschlands und der Abdankung des Deutschen Kaisers am 9. November 1918 ging Hoffmeisters Aufenthalt in Bamberg seinem Ende entgegen.
Die Verbindung Cuno Hoffmeisters zu Professor Hartwig blieb bis zu dessen Tod im Jahre 1923 eng. 1924 bekam Cuno Hoffmeister sogar das Angebot, der Direktor der Bamberger Sternwarte zu werden. Er schlug es aus, da er in Sonneberg seine eigenen Pläne besser verwirklichen konnte.